Tag 05 – Willkommen im Golf von Lyon

Monaco Port de Fontivielle – Saint Mandrier sur Mer ca. 85 SM

Guten Morgen! Der erste Tag, der mit Sonnenschein beginnt ☀️

Wir starten heute schon um 07:30 Uhr, die Wetterprognose verspricht für den Nachmittag etwas auffrischenden Wind, insofern wollen wir möglichst weit kommen, bevor der Wind stärker wird.

Unsere erste Etappe nach St. Tropez schaffen wir in 2,5 Std. Passieren auf dem Weg Nizza, Antibes, Cannes und Frejus. Genau die richtige Strecke für den ersten Offizier Marlon, das Steuer zu übernehmen. Wir kommen zügig voran.

Die A sichten wir vor Antibes.
The World liegt vor St. Tropez.

In St. Tropez halten wir zum Tanken, die Blue Pearl ist ganz schön durstig, schon wieder passen fast 500 l rein.

Eigentlich soll eine Regatta stattfinden, aber es heißt, es sei zu windig …?

Tatsächlich wird es hinter Ramatuelle sehr windig, der Käptn ist aber noch optimistisch und behält das Tempo bei. Plötzlich, ein Knall. Wie wild schauen wir uns um, ob etwas runtergefallen ist, nichts zu sehen, da entdeckt Marlon, dass der Gurt der Rettungsinsel verdächtig vom Dach baumelt. Also Fahrt wieder raus. Tatsächlich, sie hat sich aus ihrer Befestigung gelöst und wäre vermutlich – mit dem nächsten harten Aufprall des Bootes auf’s Wasser – über Bord gegangen. Aufs Dach, um sie richtig zu befestigen, können wir bei dem Seegang nicht, also notdürftig festzurren und das Beste hoffen.
Wir haben die Wellen von allen Seiten und der Käptn sieht es ein, wir müssen Fahrt raus nehmen. Ich übernehme das Steuer und wir fahren mit Verdrängerfahrt zwischen Le Lavandou, Ile de Levantine und Ile d’Hyères mit etwas gemächlicheren 11 Knoten entlang, das zieht sich scheinbar endlos. Das Boot ist wirklich beeindruckend, wie es mit der auch heute wieder aufgewühlten See fertig wird, am Steuer ist das ganz anders wahrnehmbar. Marlon beginnt sich schon zu langweilen, aber immerhin scheint die Sonne und ein Nickerchen ist drin. Dabei knallen wir immer wieder bei größeren Wellen hart aufs Meer und der Schlaf bleibt nur von kurzer Dauer.

Als wir gerade Porquerolles hinter uns lassen und auf die schmale Passage zwischen Hyeres und Ile d’Hyeres zusteuern, wird das Meer noch eine Stufe wilder. Eine große Sloup fährt auf strammen Kollisionskurs und weicht keinen Deut vom Kurs ab. Gerne überlasse ich dem Käpt’n wieder das Steuer, der mal kurz auf die Tube drückt, um noch vor dem Segler vorbei zu ziehen. Das Wasser schlägt aufs und übers Boot.

Was jetzt kommt, können wir bildlich nicht dokumentieren, wir sind nur damit beschäftigt uns festzuhalten … der gestrige Tag war ein Spaziergang gegen das was das Meer jetzt mit uns macht … die Wellen werden noch höher, der Scheibenwischer läuft ohne Unterlass, das Wasser schlägt links, rechts und von vorne aufs Boot und über uns, es geht rauf und runter, 4-5 m Wellen (Marlon wird später sagen, sie waren eher 6-7 m hoch), wie in der Waschmaschine im Schleudergang … eigentlich sollten wir längst die Rettungswesten anhaben, aber die sind unter Deck, wo jetzt keiner hin soll … wir hoffen, dass es nur eine Momentaufnahme ist und nach der Passage besser wird …
Von wegen, es geht so weiter, unser Zielhafen nicht zu erreichen, dabei wären es nur noch 18 Seemeilen, wir wollen jetzt nur noch irgendwo in Landabdeckung und in den nächsten Hafen kommen … der nächste ist Toulon, aber der Weg ist noch soooo weit, es geht rauf und runter, hin und her und in jeder Sekunde sind wir sprachlos und froh und dankbar über die Stabilität des Bootes und die Erfahrung des Käptns … allerdings sind Beiboot und Rettungsinsel in ständiger Gefahr sich los zu reißen und zu allem Überfluss bäumt sich die Sonnenliege vorne auch noch immer wieder auf und ist ständig in Gefahr über Bord zu gehen … es ist ein Gedulds- und Nervenspiel für die gesamte Mannschaft … keiner spricht ein Wort, nur Marlon fragt nach ungefähr 1 Stunde, wann denn endlich der rettende Hafen kommt … aber es zieht sich unendlich, die Wellen werfen uns scheinbar immer wieder eher zurück, denn der Motor uns nach vorne treibt …

2 Stunden lang kämpft Cid das Boot gerade mal mit 5 Knoten durch die Wellen bis wir endlich Landabdeckung bekommen und die Angst etwas nachlässt, weil wir es doch geschafft haben.
Wir finden im kleinen und sehr malerischen Hafen von Saint Mandrier sur Mer ein Plätzchen für die Nacht. In der Kapitanerie und mit den Nachbarbootsinhabern wird über die schwierige See gefachsimpelt … das Mittelmeer ist echt eine zickige Diva und noch mal ne ganz andere Nummer als die Ostsee … alle hoffen auf Morgen, da soll es mal schön und ruhig sein, wer’s glaubt wird selig und Freitag geht dann wieder die Lucy ab und alle sollten sich in Sicherheit bringen … für unseren Kurs sieht es am Freitag noch gut aus, aber wer weiß schon, ob die Diva ihr Snicker rechtzeitig gegessen hat.

Nach den wichtigsten Reperaturen und Sicherungen sowie einer rundum SüßWasserDusche fürs Boot, finden wir auch Zeit für eine Stärkung und ein anschließendes Nickerchen. Wir sind fix und foxi!

Nach dem Nickerchen geht’s noch zum Strand eine Runde Schwimmen, Einkaufen und Essen. Hurra, wir leben noch, das Leben geht weiter!

Irgendwie hat Cid und mich das ganze sehr an den Film der Sturm erinnert, wer ihn kennt, weiß wovon wir sprechen. Und, für ein paar Insider, Cid hat die Fahrt mit der vom Heinmück in der Bora bei Jugoslawien verglichen, Ihr wisst Bescheid ;-).

Ein wirklich schönes Fleckchen und Bootsfahrern sehr zu empfehlen,
sehr gut geschützt und es gibt eine Reihe freier Plätze,
gleich auf der rechten Seite neben der Capitaneria.
Wir haben jetzt auch einen Tritt für extrem niedrige Stege – alles wird gut 😊

Alles ist so malerisch und friedlich, kein Mensch kann sich vorstellen, wie extrem die Wellen um die Ecke branden – wir auch schon fast nicht mehr. Bon Soir et Bon Nuit