Tag 06 – Der Himmel ist blau und das Meer gnädig

Port Saint Mandrier sur Mer – Port d’Agde 120 SM

Guten Morgen, es ist 07:45 Uhr wir starten.

Die Sonnenliege ist festgezurrt, die Rettungsinsel ebenfalls, Rettungsboot mit Öl befüllt, die Rettungswesten an der richtigen Stelle, die Dokumententasche griffbereit und gepackt, die Seenotrettung im Handy einprogrammiert, dieses Mal sind wir für ziemlich viel gewappnet.

Kurz nach Marseille glitzert das Meer merkwürdig, als würde ein glänzender Gegenstand reflektiert und als wir näher kommen, sind es wieder eine kleine Formation Tümmler, wir jauchzen beglückt. Sie kreuzen hinter unserem Boot. Auf dem Foto nur zu erahnen …

Es ist nicht zu fassen, nach ein wenig anfänglicher Dünung, ist das Meer heute so, wie wir es für die Mehrzahl der Tage erhofft hatten! Wäre es nicht so verdammt frisch, ließe es sich sogar auf dem Sonnendeck bei 21 Knoten liegen.

Zwischendurch unsere Analyse, warum es nach Porquerolles so schlimm wurde, abgesehen von dem zunehmenden Wind und den insgesamt schlechten Bedingungen, kommt erschwerend hinzu, wie das Meer sich direkt davor zerklüftet und eine extreme Abrisskante existiert, ganz gut auch zu sehen im Vergleich zur flachen Passage zwischen Marseille und Sète.

Glitzer, glitzer

So ruhig hatten wir das Meer seit Beginn noch nie, wir schaffen den geplanten langen Schlag ganz entspannt, schon fast gelangweilt.
In diesen Momenten denkst Du, zu zweit kein Problem, wenn aber nur eine Kleinigkeit neben raus läuft, sind drei Mann schon fast zu wenig. Selbst Anlegemanöver bei Wind werden abenteuerlich zu zweit.

Einzige Aufregung auf dem Meer ist heute ein großflächiges Fischfanggebiet vor dem Hafen von Agde, es darf nicht gekreuzt bzw. durchfahren werden. Laut Karte wird es durch Fahnenkennung kenntlich, aber aus der Distanz sind das hauchdünne Striche, die kaum wahrnehmbar sind … aus nächster Nähe dann doch eher Miniaturausgaben von Fernsehtürmen.

Tatsächlich ohne Katastrophen schon um 13:30 Uhr im Hafen. Wir glauben es selbst kaum.

Wenn das Meer uns gnädig ist, hat der Hafen dafür eine Überraschungspaket: die Gastliegeplätze sind für unsere Länge zu knapp, die einlaufende Dünung ist auch schwer vorher zu sagen und die Stromanschlüsse nicht überall in Funktion, wir müssen insgesamt 3x unser Boot neu anlegen, vertäuen und dann noch mal nachjustieren … und dann macht sich auch noch der Lagerkoller bemerkbar, der sich aufgrund der Etappenstrapazen bisher noch nicht gezeigt hatte, jetzt braucht jeder mal seine Ruhe. Auch dafür ist das Boot groß genug. Ich liege auf dem Sonnendeck und schreibe den Blog, Cid liegt in der Kabine und checkt seine Mails und Marlon pumpt die Fender auf.

In der Einfahrt zum Hafen ist mächtig was los, die ersten Zaungäste haben sich eingefunden …